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Müdigkeit am Arbeitsplatz kostet Geld

Schlafen hat ein Imageproblem

„Ich bin morgens immer müde“ singen die Ladies der Band Laing. Der Text spricht vielen Menschen aus der Seele, denn die meisten von uns verbringen zu wenig Zeit im Bett. Müdigkeit am Arbeitsplatz ist ein weitverbreitetes Phänomen.

Unternehmen, die Ruheräume zum Entspannen und Schlafen eingerichtet haben, sind in Deutschland vereinzelte Ausnahmen. An eine Siesta wie in Spanien ist bei uns nicht zu denken. Auch ein Nickerchen zwischendurch ist tabu. Denn Schlafen verbinden viele mit Faulheit. Wir leben in einer schnellen und rastlosen Zeit und damit wird der Schlaf zum Gegner. Denn wer schläft, ist unproduktiv.

Auch viele Chefs sind dieser Meinung und so wird Müdigkeit am Arbeitsplatz noch gefördert. Ich habe selbst erlebt, dass pünktliches Erscheinen als Selbstverständlichkeit vorausgesetzt wird, egal wie lange die Vorabendveranstaltung dauert. Nach 4 ½ Stunden riss mich der Wecker wieder aus dem Schlaf. Wie effizient ich dann an dem Tag gearbeitet habe, können sich die meisten wohl vorstellen.

Der frühe Vogel fängt den Wurm?

Ähnlich verhält es sich mit einem frühen Arbeitsbeginn. Ich habe oft den Eindruck, dass Mitarbeitende als engagierter eingeschätzt werden, wenn sie früh am Schreibtisch sitzen. Dabei gibt es nicht nur Frühaufsteher, sondern auch „Eulen“, die erst später am Tag leistungsfähig sind. Trotzdem gibt es immer noch Unternehmen, die keine Gleitzeit anbieten, obwohl es möglich wäre. Das ist schade und kurzsichtig, denn sie schöpfen die Leistung ihrer Belegschaft nicht voll aus. Aber wahrscheinlich gehört der Chef zur Gruppe der morgenfrischen „Lerchen“ und schließt von sich auf alle anderen.

Was ist so toll an wenig Schlaf?

Diese Frage stelle ich mir schon seit Jahren. Ich kennen Menschen, die damit prahlen, dass sie höchstens fünf Stunden Schlaf brauchen. Vielleicht ist ihnen gar nicht bewusst, wie müde und abgeschlagen sie sind. Diesen Schluss legen nämlich Studien im Schlaflabor nahe. Denn sie haben gezeigt, dass besonders Menschen, die nach eigener Ansicht extrem wenig Schlaf brauchen, sich sehr oft täuschen.

Auf der anderen Seite gibt es in meinem Freundes- und Bekanntenkreis einige, die unter ihrem schlechten Schlaf leiden und es auch zugeben. Der eine wacht regelmäßig nach einigen Stunden auf und wälzt sich dann herum, bis der Wecker endlich klingelt. Ein anderer ist häufig geschäftlich in der Welt unterwegs. Mittlerweile ist sein Schlafrhythmus so durcheinander, dass er Schlafmittel braucht, um seine Termine zu schaffen. Beide finden wenig Schlaf überhaupt nicht toll.

Einmal und nie wieder

Vor einigen Jahren hatte ich einen Termin, zu dem ich etwa 500 km mit dem Auto fahren musste. Weil es auf der Strecke häufig zu Staus kommt, kam ich auf die unkluge Idee, abends gleich wieder nach Hause zu fahren. Denn nachts gibt es ja bekanntlich weniger Verkehr auf den Straßen. Also bin ich abends um kurz nach zehn Uhr losgefahren und habe an einer Tankstelle noch zwei Energiedrinks gekauft. Leider wurde ich trotzdem müde, aber an ein kurzes Nickerchen war in dem aufgeputschten Zustand nicht zu denken. Ich habe die Rückfahrt zwar unfallfrei hinter mich gebracht. Aber am nächsten Tag habe ich mich gefühlt, als hätte ich die ganze Nacht durchgefeiert. Von Produktivität natürlich keine Spur. Damals habe ich mir geschworen, so etwas Dummes und Fahrlässiges nie wieder zu tun.

Folgen von Schlafmangel

Schlafen ist gesund und Schlafmediziner empfehlen sieben bis neun Stunden. Aber der Schlaf ist eine individuelle Angelegenheit. Auf der einen Seite gibt es Kurzschläfer, die nur sechs Stunden brauchen. Langschläfer hingegen kommen erst nach zehn Stunden in die Gänge. Übrigens schlief Albert Einstein angeblich 14 Stunden am Tag.

Schlafmangel hat bereits ab der ersten Nacht gesundheitliche Folgen. Dazu gehören zum Beispiel Leistungsabfall, Konzentrationsschwäche, verminderte Gedächtnisleistung und Reaktionsfähigkeit sowie höhere Infektanfälligkeit aufgrund eines geschwächten Immunsystems. Zudem sind wir weniger kreativ und können schwerer Entscheidungen treffen. Außerdem ist Müdigkeit am Arbeitsplatz schlecht für das Betriebsklima. Denn müde Kolleg*innen sind unruhig, reizbar, launisch, reagieren emotionaler und sind weniger empathisch.

Übermüdung und ihre Folgen führen zu mehr als 200.000 Krankheitstagen jährlich. Das hat die Denkfabrik Rand Europe herausgefunden. Der finanzielle Schaden beläuft sich jedes Jahr auf rund 57 Milliarden Euro.

Mein Appell: Lassen Sie Ihre Leute schlafen

Hören wir endlich auf, wenig Schlaf schönzureden und zu bewundern. Wir sind nun mal keine Elefanten, die mit unglaublichen zwei Stunden am Tag auskommen. Wenig Schlaf ist kein Zeichen von Leistungsstärke, sondern macht unproduktiv und krank. Zudem verursacht Müdigkeit am Arbeitsplatz hohe Kosten. Lassen Sie Ihre Leute also genug schlafen, denn es gibt zahlreiche gute Gründe dafür.

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